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Baujahr: 1823 | Bauherr: JHB Johann Heinrich Böhner

Bindlach, Rathausplatz 2

Das große, langgezogene frühere Wohnstallhaus war mit seinen fünf Fensterschürzen am Westgiebel und drei am südlichen Zwerchgiebel sicherlich eines der stattlichsten Sandstein-Bauernhäuser der Region. Drei aufwändig profilierte, im Sturz z-förmig nach unten gekröpfte und geohrte Türlaibungen umrahmen die linke Haustüre und die beiden ursprünglichen Stalltüren. Die konischen Kopfsteine, die scheinbar konsolenartig das ebenfalls reich profilierte Gurtgesims stützen, geben Auskunft: So wurde offensichtlich der linke ursprüngliche Hausteil nach dem großen Ortsbrand im Sommer 1823, bei dem in Bindlach 21 Gehöfte samt Nebengebäuden abbrannten, von JHB (Johann Heinrich Böhner) just 1823 wieder errichtet. Diese Jahreszahl steht auch für das Jahr der Eheschließung von J.H. Böhner (Meyerbauer und Gutsbesitzer) mit Barbara Hübner.

Der von jeweils drei unterschiedlich großen Tulpen umgebene mittlere Kopfstein birgt die Initialen MB. Der rechte Kopfstein, aus dem horizontal blühende Ranken gemeißelt sind, beinhaltet - dem oberfränkischen Dialekt geschuldet und in rechtschriftlicher Unbekümmertheit - die Mahnung „drage dein | leid mit | geduld | und frieden“.

Nicht symmetrisch zum hofseitigen Erdgeschoss wurde 1835 ein verschieferter Zwerchgiebel mit drei Fenstern und verzierten Fensterschürzen aufgesetzt.

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Die Giebelseite

Die nach Westen hin ausgerichtete Giebelseite kann als kleines regionales Gesamtkunstwerk bezeichnet werden: Die drei Fenster im Erdgeschoss werden wie auch auf der Hofseite von breit kanilierten, geohrten und nach unten gekröpften Laibungen umschlossen, in deren Mitte konische Kopfsteine konsolenartig das reich profilierte Gurtgesims scheinbar stützen. Darüber erhebt sich ein gegliederter Giebel mit drei großen und zwei kleinen Fenstern. All diese Fenster, auch die in der Abseite sind umrahmt von einem ebenso breiten, kanilierten, geohrten und mit einem Glöckchen bestückten, z-förmigen - allerdings nach oben gekröpftem - Laibungssband. Ein mit Blüten bestückter, abgestufter Kopfstein stützt das hervorkragende Giebeldreieck.

Die oberste Giebelschürze

Sie ist am kunstvollsten ausgeschmückt: Unter einer mehrfach abgestuften, aufwändig gearbeiteten, sich verjüngenden Fensterbank befindet sich die von seitlichen triglyphenartig vertieften Bändern mit je drei angehängten Glöckchen flankierte Schürze. Ein floral umrankter Schild mit vier kreuzförmig angeordneten kleinen Rauten liegt scheinbar auf einem flach gerundeten oberen „Tuch“, an dessen Rand - wie auch an zwei weiteren kleineren, glatten Bändern - sich fächerförmige Blätter mit Halbkreisen abwechseln. Mittig hängen untereinander zwei Glöckchen. Diese scheinen auf einer weiteren Decke, die großbogig ausgeschnitten wirkt, zu liegen. Bewegte, blühende Zweiglein umspielen das Arrangement.

Die beiden mittleren Giebelschürzen

Die beiden mittleren Schürzen sind nahezu identisch: Auf einem unteren, glatten gebogtrandigen Tuch mit drei angehängten Glöckchen liegen scheinbar vier ebenfalls gebogt ausgeschnittene Tücher, an denen auch drei kleine Glöckchen hängen. Umspielt von blühenden Ranken „wächst“ mittig im umschließenden Schild eine mehrköpfige Blume. Die größeren, seitlichen, unten abgerundeten Bänder, an denen je ein Glöckchen hängt, sind im Inneren mit einem hoch wachsenden Zweiglein gefüllt.

Die Schürzen der Abseitenfenster

Zwei unverzierte, gebogtrandige Tücher „liegen“ aufeinander. Hier wie auch an den paspelierten seitlichen Bändern hängen Glöckchen. Das Besondere an diesen Abseitenfenstern sind die - wie bei den großen Fenstern - mehrfach kanilierte, sich verjüngende Fensterbank und der aufwändig gearbeitete Laibungsrahmen!

Die drei Schürzen am Zwerchgiebel

Die drei Schürzen am Zwerchgiebel übernehmen die Ausschmückung der obersten Schürze vom Westgiebel. Die umschließenden Zweiglein sind jedoch statischer und an den mit drei Rillen vertieften seitlichen Bändern hängen jeweils drei Quasten.

In der mittleren Schürze prangt im Schild ein großes B, das Initial der Familie Böhner, und bei den inneren Bändern ist stolz 1835 eingemeißelt, das Jahr der Erweiterung und Aufstockung dieses stattlichen Bauernhauses aus bestem Benker Sandstein.

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