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1842, Erweitert: 1897

Neudrossenfeld, OT Dreschenau 5

Das interessanteste, wichtigste, bemerkenswerteste aller Fensterschürzenhäuser steht in Dreschenau 5. Das stattliche Wohnstallhaus mit Frackdach an der Westseite präsentiert die lange Hofseite mit insgesamt drei faschierten Türen stöckig. Nicht nur unter den sieben aufwändig profilierten Fensterbänken im ersten Obergeschoss, sondern zusätzlich am Süd- wie auch dem Nordgiebel sind insgesamt 20 prachtvoll ausgearbeitete Fensterschürzen - alle handgemeißelte Unikate - zu entdecken! Bei manchen wird der bekannte Grundaufbau variierend übernommen, andere sind in einmaliger, „erfrischender Unbekümmertheit“ gestaltet. Fast könnte man meinen, es sei ein „Musterhaus“ mit Schauobjekten. Fest steht jedoch, dass diese einzigartige Gestaltung sowohl dem beauftragenden Bauherrn gefallen hat, wie auch dem Steinhauergesellen und dem Mauerermeister große Schaffensfreude bereitet haben muss, denn alle sind namentlich in der Schürze über der Haustüre erwähnt!

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Die Fensterschürze an der Hofseite, 1. von links

Im unteren Brüstungsfeld umrahmen fünf achtblättrige Blütenköpfe, die von einem Strahlenkranz umgeben sind, das halbrunde Schürzentuch. Es sieht so aus, als ob die seitlichen Bänder aus demselben Stoff gleich mit ausgeschnitten wären. An den gebogt ausgeschnittenen Tuchrändern hängen insgesamt dreizehn große Quasten. Eine geflochtene, aufgenäht wirkende Litze betont den Schürzenbogen. Weinranken mit sieben sehr flächig gearbeiteten Reben umschlingen einen kleineren Schürzenbogen, den feinblättrige Ranken mit drei Blütenköpfen füllen, wobei die mittlere Blüte den großblütigen aus dem Brüstungsfeld gleicht. Beim kleinen darüber liegenden Segmentbogen wird die geflochten wirkende Litze nochmals eingemeißelt.

Die Fensterschürze an der Hofseite, 4. von links

Die vierte Schürze von links ähnelt der vorher beschriebenen. Jedoch deutlich raumfüllender und stärker verästelt, bilden die beiden Lebensbäume einen halbrunden Bogen. Eine lange Kette mit Perlen ersetzen die Kordel. Im Inneren wird der Reichtum des Bauern dokumentiert: Eine geschwungene Peitsche zeigt auf zwei starke Ackergäule, die einen zweischarigen Pflug ziehen. Ein munteres Hündchen bespringt sie freudig. Wie bei einem Gobelin hängen am unteren Bildrand 25 geknüpfte Fransen.

Die Fensterschürze an der Südseite, 2. OG, links

Die seitlichen Bänder überwölben torbogenförmig nahezu das ganze Brüstungsfeld und bergen im Inneren eine überbordende, vielblättrige Pflanze mit birnenförmigen Früchten. Rechts und links begrenzen, an den Bändern hängend, gebogte kleine Halbkreise mit je einer Quaste den gezahnten, geraden Schürzenboden.

Die Fensterschürze an der Südseite, 1. OG, 1. von links

Auf dem glatten, unverzierten Brüstungsfeld „liegt“ ein bearbeitetes „Tuch“, wobei das abgerundete innere, abwechselnd bauchig und genast ausgeschnittene Schürzensegment, an dem fünf sorgfältig gemeißelte Quasten hängen, und die seitlichen Bänder aus einem „Stück Stoff“ geschnitten wirken. Im inneren Schürzenfeld umfangen schildartig gleichblättrige Ranken eine achtblättrige Blüte. Aufwändiger verziert sind die seitlichen Bänder, in denen aus je einem Blumentopf mit Henkeln eine gerade, vielblättrige Pflanze mit tulpenartiger Blüte aufragt. Die seitlichen Bänder sind diesmal nach oben hin abgerundet und mit einer geflochten wirkenden Einrahmung umgeben. Am geraden unteren Rand hängt jeweils (statt einer Quaste) kopfüber die tulpenförmige Blüte mit zwei kleinen Blättern und eingekringelten Winden.

Die Fensterschürze an der Südseite, 1. OG, 4. von links

Der halbrunde, stumpf gebogt ausgeschnittene Schürzenbauch, an dem elf Quasten hängen, füllt total das obere Brüstungsfeld. Im kleinen oberen Halbkreis umschmeicheln Früchte tragende kleine Reiser eine strahlenblättrige Blüte. Abgegrenzt durch behauene schmale Ränder, winden sich Ranken mit herzförmigen Blättern und betonen die Rundung. Die seitlichen Bänder fehlen diesmal ganz!

Zweiglein mit kleinen runden Früchten beleben das untere Brüstungsfeld.

Die Fensterschürze an der Südseite, 1. OG, 2. von links

Das untere rechteckige Schürzentuch endet mit einer wie gehäkelt wirkenden langen „Spitzenbordüre“ an der 16 große Quasten hängen.

Paneauförmig wölbt sich ein „Tuch“ mit glattem Rand darüber. Innerhalb „stehen“ fünf leicht taillierte Blumentöpfe mit kleinen Henkeln, in denen tulpenartige Blumen „wachsen“, wobei in der zweiten und vierten Pflanze zusätzlich zwei kleinere Blüten sprießen.

Die Fensterschürze über der linken Haustüre

Diese Fensterschürze (3. v.l.) verzichtet auf die bisherige Grundstruktur und besteht eigentlich nur aus den seitlichen, sich vereinigenden Bändern, die einem Torbogen bzw. einem dreilagigen Paneau gleichen, dessen innerer Rand mit einer Kordel verziert ist. Aus ihnen „wachsen“ in taillierten Töpfen große „Lebensbäume“, deren zartgliedrige Ranken sich mittig umschlingen.

Im Bogen steht eingraviert:

Gott schütze gnädig dieses Haus
Und die hier gehen ein und aus.
Damit es stets durch frome Weih
Ein Tempel feines Geistes sei
Bauherr Johann Georg Reithel(?)
Steinhauer Gesell Friedrich Poehner aus Hornungsreuth
Mauerermeister J. Zeitler Neudrosenfeld

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